14.09.2012

Wut und Widerstand


Ich musste nie hungern, kenne die Schrecken des Krieges nur aus Erzählungen, darf die Welt bereisen und habe die Freiheit diesen Text zu schreiben.
Doch obwohl ich im Vergleich zu den meisten Menschen in paradiesischen Zuständen lebe, empfinde ich Wut und Empörung.
Nicht nur mir geht es so. Weltweit protestieren Menschen weil sie mit den Zuständen nicht mehr einverstanden sind. Weil sie die Krisen und Ungerechtigkeiten leid sind. Weil sie nicht an die propagierte Alternativlosigkeit glauben.
Millionen von Kindern verrichten jeden Tag schrecklichste Arbeiten. Bilder von hungernden Menschen sind immer noch nicht verschwunden und stehen im krassen Kontrast zu der Verschwendung im Westen. Das Weltklima erwärmt sich durch einen völlig ungebremsten CO2 Ausstoß. Kriege um Ressourcen und Absatzmärkte, im nahen Osten und Afrika machen das Leben zur Hölle. Die Vielfalt wird von immer mehr Monokultur verdrängt und in Europa sind wir dabei die soziale Errungenschaften, den kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen einzelner zu opfern.
Niemals zuvor, war der Wohlstand so ungerecht verteilt wie heute. Die reichsten 350 Menschen besitzen eben so viel wie die ärmsten 3,2 Milliarden Menschen.
Gemeinsam haben wir ein System erschaffen welches diese ungerechte Verteilung produziert. Längst haben wir erkannt, dass es nicht mehr den Menschen und seinen Bedürfnissen dient, sondern wir dem System dienen und damit einem kleinen Kreis an super Reichen.
Während der Finanzkrise ist es zu einer massiven Umverteilung von unten nach oben gekommen. Banken, ihre Investoren und Manager werden gestützt und die Bürger bezahlen mit gekürzten Sozialleistungen, längeren Arbeitszeiten und Verarmung großer Teile der Bevölkerung, wie wir es gerade in Griechenland erleben können.
Viel zu lange haben wir, mit unserem Verhalten diese Abläufe gestützt. Ohne etwas zu hinterfragen ist der Mittelstand in die Arbeit gegangen um danach ausgiebig zu konsumieren. Unser Bildungssystem ist längst zum Ausbildungssystem verkomme. Getrieben vom Wachstumswahn laufen wir weiter im Hamsterrad und plappern die neolierberale Logik auch dann noch nach, wenn längst erkennbar ist, dass diese Systeme im Wachkoma liegen.
Wir müssen die Welt nicht neue erfinden. Wir brauchen keine neuen Ideologien und Bewegungen. Was wir brauchen, ist die Umsetzung und Wahrung der  Menschenrechte. Diese Errungenschaft, geboren aus den Schrecken es zweiten Weltkrieges  ist eine stabile Basis und ihre Umsetzung sollte unser wichtigstes Ziel sein.
Wenn die Mächtigen dieser Welt, nicht in der Lage sind diese Rechte zu gewähren, müssen wir sie stürzen. Wenn wir ein Wirtschafts- und Finanzsystem haben, welches dem Gemeinwohl mehr schadet als es nützt, dann brauchen wir ein anderes. Wenn Demokratie zur bloßen Hülle verkommt und nicht die Parlament sondern die Banken und Konzerne entscheiden, dann müssen wir uns empören, aufbegehren und Widerstand leisten.