Ich musste nie hungern, kenne die Schrecken des Krieges nur
aus Erzählungen, darf die Welt bereisen und habe die Freiheit diesen Text zu
schreiben.
Doch obwohl ich im Vergleich zu den meisten Menschen in
paradiesischen Zuständen lebe, empfinde ich Wut und Empörung.
Nicht nur mir geht es so. Weltweit protestieren Menschen
weil sie mit den Zuständen nicht mehr einverstanden sind. Weil sie die Krisen
und Ungerechtigkeiten leid sind. Weil sie nicht an die propagierte Alternativlosigkeit
glauben.
Millionen von Kindern verrichten jeden Tag schrecklichste
Arbeiten. Bilder von hungernden Menschen sind immer noch nicht verschwunden und
stehen im krassen Kontrast zu der Verschwendung im Westen. Das Weltklima
erwärmt sich durch einen völlig ungebremsten CO2 Ausstoß. Kriege um Ressourcen
und Absatzmärkte, im nahen Osten und Afrika machen das Leben zur Hölle. Die
Vielfalt wird von immer mehr Monokultur verdrängt und in Europa sind wir dabei
die soziale Errungenschaften, den kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen einzelner
zu opfern.
Niemals zuvor, war der Wohlstand so ungerecht verteilt wie
heute. Die reichsten 350 Menschen besitzen eben so viel wie die ärmsten 3,2
Milliarden Menschen.
Gemeinsam haben wir ein System erschaffen welches diese
ungerechte Verteilung produziert. Längst haben wir erkannt, dass es nicht mehr
den Menschen und seinen Bedürfnissen dient, sondern wir dem System dienen und
damit einem kleinen Kreis an super Reichen.
Während der Finanzkrise ist es zu einer massiven Umverteilung
von unten nach oben gekommen. Banken, ihre Investoren und Manager werden
gestützt und die Bürger bezahlen mit gekürzten Sozialleistungen, längeren
Arbeitszeiten und Verarmung großer Teile der Bevölkerung, wie wir es gerade in
Griechenland erleben können.
Viel zu lange haben wir, mit unserem Verhalten diese Abläufe
gestützt. Ohne etwas zu hinterfragen ist der Mittelstand in die Arbeit gegangen
um danach ausgiebig zu konsumieren. Unser Bildungssystem ist längst zum
Ausbildungssystem verkomme. Getrieben vom Wachstumswahn laufen wir weiter im
Hamsterrad und plappern die neolierberale Logik auch dann noch nach, wenn
längst erkennbar ist, dass diese Systeme im Wachkoma liegen.
Wir müssen die Welt nicht neue erfinden. Wir brauchen keine
neuen Ideologien und Bewegungen. Was wir brauchen, ist die Umsetzung und
Wahrung der Menschenrechte. Diese
Errungenschaft, geboren aus den Schrecken es zweiten Weltkrieges ist eine stabile Basis und ihre Umsetzung
sollte unser wichtigstes Ziel sein.
Wenn die Mächtigen dieser Welt, nicht in der Lage sind diese
Rechte zu gewähren, müssen wir sie stürzen. Wenn wir ein Wirtschafts- und Finanzsystem
haben, welches dem Gemeinwohl mehr schadet als es nützt, dann brauchen wir ein
anderes. Wenn Demokratie zur bloßen Hülle verkommt und nicht die Parlament
sondern die Banken und Konzerne entscheiden, dann müssen wir uns empören,
aufbegehren und Widerstand leisten.